Ein neues Buch für Sie!

Liebe Freundinnen, Freunde und Bekannte,

ich freue mich, Euch heute meinen ersten Blog schicken zu können und beginne mit der wichtigsten Nachricht: nämlich der Veröffentlichung meines neuen Buches Sophias Verlangen – Eine deutsch-deutsche amerikanische Geschichte. Viele von Euch warten schon darauf.

Sophias Verlangen

Ihr könnt hier einen Auszug daraus lesen, der Euch hoffentlich so gefallen wird, dass Ihr mehr von Sophias Geschichte erfahren möchtet. Es ist nicht mein Leben, aber beim Schreiben flossen doch einige meiner Erlebnisse in den Roman über Sophia ein.

In Europa könnt Ihr meine Bücher ganz leicht über amazon.de erwerben, in Nordamerika bei amazon.com.

Viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße aus Los Angeles

Angela

P.S. Im nächsten Blog kommt eine Überraschung, ich beschäftige mich seit 2003 damit.

www.angela-thompson.com

Sophias Verlangen – Eine deutsch-deutsche amerikanische Geschichte

Mit ihrem Mietauto, das sie von Los Angeles aus am Frankfurter Flughafen bestellt hatte, fuhr Sophia eines Nachts im Frühsommer 1977 mit abgeblendeten Scheinwerfern durch vollkommen verlassene Straßen eines ihr unbekannten Leipziger Stadtteils, nachdem sie unerlaubterweise, vom Grenzübergang Herleshausen/Wartha kommend, bei Leipzig-West von der Autobahn abgefahren war. Sie suchte eine Adresse, wollte zu einer Familie Nickels, über deren Schicksal und Günter Nickels Inhaftierung sie einige Monate zuvor einen Artikel in der Zeit mit der Überschrift „Der Fall Günter Nickels – Neu verurteilt“ gelesen hatte. Der Journalist Günter Nickels hatte für sich und seine Familie einen Antrag auf Ausreise gestellt. Daraufhin hatte er Berufsverbot bekommen, der Antrag war abgelehnt worden. Nach wiederholten Anträgen war ihm wegen staatsfeindlicher Äußerungen der Prozess gemacht worden. Der Vorfall berührte Sophia. Hatte sie sich nicht vorgenommen, es besser als ihre Eltern zu machen, denen sie passives Verhalten und geflissentliches Wegschauen während des Naziregimes vorgeworfen hatte? Der Artikel lag tagelang auf ihrem Schreibtisch, bis sie schließlich bei der Redaktion der Zeit um eine Kontaktadresse bat. Die erbetene Auskunft für Norbert Nickels, einem Bruder des Journalisten, hatte sie postwendend erhalten. Sie schrieb sofort an Herrn Nickels, der seit seiner Flucht aus der DDR in Dortmund wohnte, und bekam umgehend einen ausführlichen Bericht sowie mehrere Zeitungsartikel, verbunden mit der Bitte, sich bei amerikanischen Politikern, wenn möglich Demokraten, für die Freilassung seines Bruders, der in akuter Lebensgefahr schwebe, sowie für die Ausreise der Familie einzusetzen und verwies auf die „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ und die Helsinki-Schlussakte, die 1975 von 35 Ländern, zu denen auch die Sowjetunion gehörte, unterzeichnet worden war, und die gleichbedeutend für das Bestreben nach Befreiung von politischer Unterdrückung in Europa stand.

Ihre Aktentasche mit den Unterlagen, die sie nach ihrer Rückkehr aus Leipzig für ihre geschäftlichen Kontakte brauchen würde, hatte Sophia in einem Schließfach am Frankfurter Flughafen deponiert, die Adresse der Nickels hatte sie auswendig gelernt, aber die Straßenschilder an den Eckhäusern waren in der stockdunklen Nacht kaum zu erkennen. Es war Neumond. Die Luft war kühl. Ihr fröstelte, wohl auch aus einer inneren Erregung heraus. Wo war denn nur die Jacke? Und wieso bloß hatte sie in Los Angeles nicht daran gedacht, ihre Reise so zu planen, dass sie bei Vollmond in Leipzig sein würde? Die amerikanischen Kalender verzeichneten das nicht, niemand hatte sie darauf hingewiesen. Oder war es Teil des Plans? Sollte diese schwarze Nacht ein zusätzlicher Schutz sein?

Sie war schon mehrmals mit einem Mietauto in der DDR gewesen, aber bis dahin hatte sie ihr erster Weg immer direkt zu Tante Annelies geführt, die in einer Kleinstadt nicht weit von Dresden lebte, und die sie sozusagen offiziell zu einem Besuch einlud. Am nächsten Morgen würde sie sich auf dem Rathaus polizeilich melden müssen. Die Straße und das Haus kannte sie von ihrer Kindheit her, sie hätte im Schlaf dahin gefunden. Von den Menschen, die sie an diesem Abend besuchen wollte, hätte sie der Tante nichts sagen können, die hätte Sophias Vorhaben niemals verstanden und sich Sorgen gemacht. Sophia wurde mulmig zumute, was war, wenn sie auf diesem illegalen Abstecher von Vopos angehalten würde? Ein Treffen in einem Park oder außerhalb der Stadt hatte Frau Nickels verworfen. Schreiben konnten sie einander nicht, anrufen war schwierig und war die Verbindung endlich hergestellt, musste es schnell gehen, am besten kryptisch, denn irgend jemand hörte immer mit. Deshalb hatte Norbert Nickels das Treffen geplant, denn er hatte weiterhin Kontakt zu Arbeitskollegen in Leipzig, die über Umwege Nachrichten zu seiner Schwägerin trugen. Sophia konnte nur hoffen, dass alle dasselbe verstanden hatten.

Als sie in jener Nacht fast blind durch die Stadt fuhr, zweifelte sie zum ersten Mal an der Weisheit ihres Entschlusses. Hätte sie ihren Besuch nicht doch anders planen und einfach frech tagsüber durch die Stadt fahren sollen? Dann hätte sie zur Not auch eine alte Frau oder Kinder nach dem Weg fragen können. Ganz unverfänglich. Aber war sie nicht befangen, wie alle, die in die DDR reisten? Selbst wenn der Grenzübertritt sich auch dieses Mal auf die Überprüfung ihrer Papiere, die eine halbe Stunde, durch einen Schlitz geschoben hinter der Fensterscheibe einer Baracke verschwanden, und die kurze Inspektion ihres Gepäcks beschränkt hatte? Jedenfalls hatte sie für den Fall, nach dem Weg fragen zu müssen, mehrere Großpackungen Wrigley’s Kaugummi eingesteckt.

Sophia war müde vom Flug und der langen Fahrt. Sie fuhr an den Straßenrand, schaltete den Motor ab und stieg aus, um sich zu orientieren. Auf einem weißblau emaillierten Straßenschild über dem Eingang des Hauses, vor dem sie gehalten hatte, sah sie, dass sie nicht nur auf der richtigen Straße, sondern auch vor dem richtigen Haus war, und da stand auch das Namensschild der Nickels neben einer der Klingeln. Erleichtert schloss sie den VW ab und drückte zaghaft auf den Klingelknopf. Ihr Finger zuckte wie elektrisiert, der schrille Klingelton würde das ganze Haus aufwecken! Aber nichts regte sich. Standen jetzt alle hinter ihren Wohnungstüren und horchten? Sollte sie noch einmal klingeln? Da vernahm sie Schritte im dunklen Hausflur. Gleich darauf hörte sie den Schlüssel im Schloss und die Haustür öffnete sich einen Spalt breit.

„Ich bin Sophia Schwartz“, sagte sie leise.

„Und ich bin Anja Nickels. Kommen Sie, Frau Schwartz“, flüsterte eine junge Frau. Lautlos stiegen sie im Dunklen die Treppen hoch. Es war totenstill, nur einige Holzstufen knarrten verräterisch. Im zweiten Stock verschwanden sie hinter der angelehnten Wohnungstür in einem Flur, den nur das trübe Licht erhellte, das durch das Glas in der Wohnzimmertür schimmerte.

„Möchten Sie ablegen, hier sind Hausschuhe für Sie“, sagte Anja.

Sophia wusste, dass sie eigentlich ihre Straßenschuhe ausziehen und in irgendwelche ausgetretenen Pantoffeln schlüpfen müsste, tat aber so, als hätte sie das nicht gehört und schritt aufs Wohnzimmer zu.

Anja kam ihr zuvor und öffnete die Tür. „Darf ich vorstellen, meine Mutter, Frau Nickels, und meine Zwillingsschwester Anke.“

Sie schüttelten einander die Hand. Frau Nickels sagte: „Wir befürchteten schon, Sie hätten sich verfahren oder wären an der Grenze aufgehalten worden, oder Sie hätten es sich doch noch anders überlegt.“

Auf dem Wohnzimmertisch war ein Abendbrot gedeckt und Sophia verspürte plötzlich großen Hunger.

„Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten, Apfelsaft oder Tee?“ fragte Anke, schloss das Fenster und zog die Gardinen zu.

„Tee, bitte“, antwortete Sophia und schaute auf ihre Armbanduhr. Es war halb elf. Nach einer anfänglichen Unsicherheit kamen sie schnell ins Gespräch. Frau Nickels weinte. Hilflos und erwartungsvoll schauten alle auf Sophia. Die musste noch zu ihrer Tante weiterfahren. Das waren noch einmal drei Stunden. Nach einer knappen Stunde verabschiedete sie sich. Am übernächsten Nachmittag würden sie sich nun doch in einem Park treffen.

Im Auto lehnte Sophia sich zurück und schloss die Augen. Nur für einen Augenblick, sagte sie sich. Da stiegen die Bilder jenes Nachmittags bei der Großmutter wieder auf, als sie noch ganz klein gewesen war. Wie heute abend bei den Nickels, dachte sie. Dieselbe Angst hatte damals im Raum gelegen und sie gefangen gehalten, dieselben gedämpften Stimmen, dieselbe Ratlosigkeit in den Augen der Menschen.

Inhalt

Kapitel 1 Mit dem Mietauto in die DDR

Kapitel 2 Das Paradies mit Napfkuchen

Kapitel 3 Morddrohung auf dem Marktplatz und Umsturz

Kapitel 4 Zweiteilung der Welt mit Friedenstauben

Kapitel 5 Architektur und Sozialismus

Kapitel 6 Eine Frau wie Marie

Kapitel 7 Adam und Eva oder hat Felix einen Vater?

Kapitel 8 Der Westen lockt mit Bananen und Freiheit

Kapitel 9 Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium im katholischen Westen

Kapitel 10 Die Venus des Giorgione

Kapitel 11 Deutschstunde und Demokratie

Kapitel 12 Ein Arzt vergreift sich

Kapitel 13 Der Antrag eines Reisepasses verkommt zum Familiendrama

Kapitel 14 Eine Weltreise nach England

Kapitel 15 Europa und der Kampf ums Abitur

Kapitel 16 Die Sprache der Frauen

Kapitel 17 Ein Amerikaner im Zug

Kapitel 18 Autofahrt durch Franken mit Liebeserklärung

Kapitel 19 In der neuen Welt

Kapitel 20 Spaziergang am Pazifik

Kapitel 21 Jüdische Verwandte

Kapitel 22 Erfüllte Sehnsucht

Kapitel 23 Ein Wochenende im Schnee

Kapitel 24 Michelangelo, Veronica und Bernstein

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8 Responses to Ein neues Buch für Sie!

  1. Margit Reichelt-Jordan says:

    Congratulations, liebe Angela.
    Ich freue mich bald mehr ueber Sophia zu lesen.
    Margit

  2. silviakratzer says:

    Spannend zu lesen. Details, die auf das Menschliche in uns allen weisen. Congratulations liebe Angela!

  3. Melanie Kirchner says:

    Ich freue mich so über deine neue Veröffentlichung, habe den Auszug mit großem Interesse gelesen, und werde “Sophia’s Verlangen” als nächstes erst mal bei Amazon betellen. Meine herzlichsten Glückwünsche zur Veröffentlichung und zum ersten Blog!

    • Danke, Melanie, tausend Dank!! Ich freue mich, wenn Du das Buch bestellen würdest, es ist eine unglaubliche Geschichte.

      Du bist sehr oft in meinen Gedanken. Wir sollten uns noch vor meiner nächsten Europareise treffen.

      Herzlichst Angela

  4. Jutta Gehlen says:

    Der Auszug ist schon spannend zu lesen und macht mich neugierig auf die weitere Entfaltung der Geschichte von “Sophias Verlangen”. Danke fuer den Hinweis, wo ich Dein Buch bestellen kann. Ganz herzliche Glueckwuensche, liebe Angela !

    • Danke, Jutta, ich glaube, das Buch wird Dir gefallen. Wie geht es Dir, weiterhin sehr glücklich? Was habt Ihr vor? Wenn ich

      Ich fliege am 18.09. nach Frankfurt, weil ich mich um meinen Vater kümmern muss, das ist in seinem Alter nicht mehr so einfach für ihn. Ich plane, so Mitte bis Ende Oktober zurück zu sein. Sobald wir beide in L.A., komme ich Dich besuchen – jetzt habe ich etwas mehr Zeit.

      Herzliche Grüße Angela

  5. Helga Panthel says:

    Gratuliere zum neuen Buch, liebe Angela. Werde es gleich bei Amazon.de bestellen und es mir bei meiner nachesten Deutschlandreise im Westerwald abholen. Guten Flug!!!! Viele Gruesse, Helga P

  6. Petra Rüdiger says:

    Guten Morgen Angela,
    nun gibt es in nächster Zeit wieder etwas von Dir zu lesen – ich bin gespannt und neugierig darauf.
    Gratulation !!!
    Liebe Grüsse aus Dresden
    Petra

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